Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission: Band XVIII,2


 
 
Karl Maly, Das Regiment der Parteien. Geschichte der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung Band II: 1900 - 1933, Verlag Waldemar Kramer: Frankfurt am Main 1995, 681 S.

Seit der Jahrhundertwende gewannen die Parteien zunehmend Einfluß auf die Frankfurter Stadtpolitik. Zwischen Linksliberalen und Sozialdemokraten entstand ein erbitterter Kampf um die Vorherrschaft. Die Einführung der Demokratie und des Frauenwahlrechts 1919 schufen völlig neue Verhältnisse. Eine informelle Römerkoalition von SPD, Demokratischer Partei und katholischer Zentrumspartei bescherte der Stadt und den Oberbürgermeistern Voigt und Landmann, trotz schwieriger wirtschaftlicher Verhältnisse, eine Epoche des Fortschritts. Das Regiment der Parteien zog jedoch Kritik auf sich. Die Karikatur von Lino Salini (Titelbild) für die Wahlzeitung der DVP 1929 zeigt, wie die Fraktionsführer dem Oberbürgermeister ins Amt helfen. Sie spielt auf das Frankfurter Bismarckdenkmal an, das den Satz des eisernen Kanzlers illustrierte: "Setzen wir Deutschland in den Sattel; reiten wird es schon können." Die Weltwirtschaftskrise stellte alsbald das Stadtparlament vor unlösbare Probleme. Mit dem Sieg der Nationalsozialisten 1933 war für eine demokratische Bürgervertretung kein Platz mehr.

Über den Autor:

Karl Maly, geb. 1930, studierte Philosophie, Theologie, Psychologie und Soziologie. Nach mehrjähriger Tätigkeit in der Jugend- und Erwachsenenbildung promovierte er 1966 an der Universität Würzburg mit einer historisch-kritischen Arbeit. Seit 1970 im höheren Verwaltungsdienst der Bundesanstalt für Arbeit baute er ab 1980 die Arbeitsmarktinformationsstelle (AIS) bei der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung auf. Als persönlicher Referent des Stadtverordnetenvorstehers beschäftigte er sich seit 1987 eingehend mit der Geschichte der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Bis 1995 war der Autor im Institut für Stadtgeschichte der Stadt Frankfurt am Main tätig. Aus seiner Feder stammen zahlreiche Veröffentlichungen auf den Gebieten der Geschichte, der Lebenshilfe, sowie der Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik.
 
Quelle: http://www.frankhistkom.de